Rolle und Selbstverständnis des Deutschen Roten Kreuzes
Konventionsbeautragter Dr. Johannes Richert referiert im Rotkreuzzentrum Jena zur besonderen Stellung des Deutschen Roten Kreuzes als einer Organisation sui generis.
„Das Rote Kreuz muss wissen, wofür es steht.“ Eindrucksvolle Worte, die Dr. Johannes Richert am Freitagnachmittag im Rotkreuzzentrum in Jena an die circa 70 anwesenden Gäste im Publikum richtet - und dennoch wichtiger denn je mit Blick auf die Häufung und Verdichtung internationaler und nationaler Krisen sowie Konflikte.
In seinem 90-minütigen Impulsvortrag zur Rolle und zum Selbstverständnis des Deutschen Roten Kreuzes referierte der Landeskonventionsbeauftragte und Präsidiumsmitglied im DRK-Landesverband Brandenburg Dr. Johannes Richert anschaulich, unterhaltsam und einprägsam zur Sonderstellung des DRK. „Wir sind anders. Wir sind nicht NGO. Wir sind aber auch nicht UN. Wir sind auch nicht Staat. Wir sind eine Organisation, die die Staatengemeinschaft geschaffen hat, die einzigartig ist. Also eine Organisation sui generis“, so Richert während seines Vortrags. Mit der Staatengemeinschaft bezieht sich der erfahrende Rotkreuzler auf das vor 75 Jahren unterzeichnete Genfer Abkommen, das als erster völkerrechtlicher Vertrag, den Schutz von Verwundeten, die Neutralität des Sanitätspersonals und das Rote Kreuz als Schutzzeichen zum Gegenstand hatte.
Diese besondere Rolle bringe aber auch eine gewisse Verantwortung und Aufgaben mit sich, die der ehemalige stellvertretende Generalsekretär vor dem Hintergrund der Rotkreuzgesetze und der sieben DRK-Grundsätze sehr einprägsam darlegte und mit zahlreichen praktischen Beispielen aus seiner langjährigen Rotkreuz-Erfahrung untermalte.
Von zentraler Bedeutung seien dabei die beiden Grundsätze Neutralität und Unparteilichkeit, die bei genauer Betrachtung in seinen Augen keinen Platz für Interpretationsspielraum lassen. Ganz im Gegenteil: Das Deutsche Rote Kreuz ist per Gesetz zur Unparteilichkeit verpflichtet und muss dem auch Folge leisten. Nur wenn das Deutsche Rote Kreuz und seine Gliederungen in Friedens- aber auch in Krisenzeiten neutral und unparteiisch agieren, könne es seiner zentralen Aufgabe „Helfen, ohne zu fragen wem.“ auch nachkommen. „Das Deutsche Rote Kreuz wurde geschaffen, um unter allen Umständen Zugang zu Opfern zu erhalten, wenn kein anderer mehr hinkommt“, betont Richert. Denn im Krisenfall kooperiere das Deutsche Rote Kreuz sowohl mit den Guten als auch mit den Bösen, um seinen Auftrag zu erfüllen. Dies setzte voraus, dass man auch wirklich neutral ist, so Richert weiter.
Nach 1,5 Stunden entließ Dr. Richert seine aufmerksamen Zuhörer mit den Worten „Wir sind staatlich verordnet die größte Humanitärgemeinschaft der Welt.“ Worte, die die besondere Rolle des Deutsche Roten Kreuzes nicht besser hätten verdeutlichen können und die bei den anwesenden Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern des DRK-Kreisverbandes Jena-Eisenberg-Stadtroda e.V. am Abend des 15. Novembers noch eine Weile nachwirken werden.