Älteste Heimbeiratsvorsitzende Thüringens lebt im DRK-Seniorenheim
Das DRK Seniorenheim Am Kleinertal ist besonders stolz darauf, die älteste Heimbeiratsvorsitzende Thüringens, Dr. Hildeburg Irmer, ihre Bewohnerin nennen zu dürfen.
Am 19. September feierte Sie ihren 103. Geburtstag und ist trotz ihres hohen Alters noch immer aktiv im Seniorenheim. Als Vorsitzende des Heimbeirats setzt sie sich unermüdlich für die Anliegen und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner ein. Mit ihrem scharfen Verstand, ihrer Lebenserfahrung und ihrem ungebrochenen Engagement ist sie eine Inspiration für alle. Frau Dr. Irmer ist bekannt für ihre schlagfertige Art und ihren Humor. Ihr hohes Alter hält sie keineswegs davon ab, die Interessen der Gemeinschaft zu vertreten.
Die Pastorin Friederike Costa der Bonhoeffer Kirchgemeinde und zwei Flötistinnen spielten Kirchenlieder und die Pastorin sprach einige Worte an die Jubilarin.
Wir durften am Tag ihres Wiegenfestes auch ein Interview mit Ihr führen.
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Hallo Frau Dr. Irmer. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 103. Geburtstag. Wie geht es Ihnen heute?
Ach, ich kann mich nicht beklagen. Danke.
Sie haben mit über 100 Jahren einige historische Ereignisse miterlebt. Gibt es ein Ereignis, das für Sie besonders bedeutend war?
Ich wurde ja im österreichischen Böhmen unter dem letzten Kaiser Karl I. geboren. Mein Vater war damals Tierarzt. Er wurde noch vom Kaiser geehrt mit dem Spruch: „Sie sind ein Teufelskerl“. Das hatte er mir mal erzählt und es ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Ich war sehr stolz auf ihn.
Ein lustiges Ereignis war viel später zu oder kurz nach DDR-Zeiten, wo mir unterstellt wurde, bei der Stasi beschäftigt gewesen zu sein. Das war aber schlicht und einfach unmöglich, denn meine Mutter war Religionslehrerin und wir katholisch. Wir wurden eher selber beobachtet.
Wie war Ihre Kindheit? Können Sie uns etwas über das Leben in Ihrer Jugend erzählen?
Ich bin als älteste von drei Kindern geboren. Ich erinnere mich gut daran wie ich meine jüngeren Geschwister als Babys durch die Gegend fuhr. Ich musste als ältestes Kind schon viel Verantwortung übernehmen. Es sind die einfachen Dinge und Momente, die im Kopf bleiben.
Was haben Sie beruflich gemacht und wie haben sich Ihre Arbeitserfahrungen über die Jahre verändert?
Ich habe nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Medizinstudium begonnen an der Uni Leipzig. Dann durfte ich zu DDR-Zeiten aber sieben Jahre lang nicht weiterstudieren. Als Katholikin waren mir einige Grenzen gesetzt. Ich habe dann als Laborantin gearbeitet. Jenapharm suchte Mikroskopierer. Sie finanzierten dann mein Studium und ich konnte es fortsetzen.
Gibt es eine Entscheidung in Ihrem Leben, auf die Sie besonders stolz sind?
Ich lasse mich nur überzeugen, nicht überreden! Mein ganzes Leben lang, bis heute, lebe ich nach dieser Prämisse.
Wie haben Sie sich im Laufe der Jahre um Ihre Gesundheit gekümmert?
Mein Vater war Tierarzt und Reiteroffizier, also eigentlich ein Bauernbursche. Das wurde mir weitergegeben. Ich war also immer draußen und mit Tieren in Kontakt. Das hat wohl mein Immunsystem gestärkt.
Außerdem habe ich mein Leben lang nie geraucht und getrunken und in geordneten und gesitteten Verhältnissen gelebt, was mir mein Elternhaus weitergab. Mäßigung war immer ein Teil meiner Lebensphilosophie.
Was bereitet Ihnen heutzutage die größte Freude?
Handarbeiten und Geschichte und Gedichte schreiben. Die Beiratsprotokolle schreibe ich immer per Hand. Auch die Arbeit im Heimbeirat erfüllt mich sehr.
Was würden Sie der jüngeren Generation raten, um ein erfülltes Leben zu führen?
Wir sind nicht alle gleich. Jeder hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen. Die muss man nur finden und für sich benennen können. Dann ist es wichtig, dass man sich von nichts und niemanden blockieren lässt und einfach seinen Weg geht.