Hospitation des Mitteldeutschen Rundfunks beim Rettungsdienst in Jena
Am 21. Januar 2025 widmet sich das "Thüringen Journal" des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) den Auswirkungen des Reformgesetzes im Rettungsdienst.
Für die Berichterstattung besuchte ein Redaktionsteam des MDR das Gefahrenabwehrzentrum in Jena. Dieses Zentrum vereint die Feuerwehr sowie einige der Rettungsdienste der Stadt, u.a. das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Daneben gibt es noch die Malteser und einen privaten Anbieter „Pro Life Ambulance“. Auch die Berufsfeuerwehr ist gleichberechtigter Partner in der Notfallrettung der Stadt Jena und mit einem Rettungswagen (RTW) ausgestattet.
Dr. Sebastian Lang, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Jena, gab dem MDR tiefe Einblicke in die aktuelle Situation des Rettungsdienstes. Während einer Führung durch die Rettungswache erklärte er die vielfältigen Herausforderungen, die die Notfallreform mit sich bringt. Darüber hinaus begleitete er das Kamerateam auf einer Einsatzfahrt im neuen Notarzteinsatzfahrzeug (NEF).
Defizite im Rettungsdienst
Während des Besuchs wurden mehrere zentrale Probleme thematisiert, die die Effizienz und Qualität des Rettungsdienstes beeinträchtigen:
- Qualitätsmanagement: Es fehlt ein umfassendes und flächendeckendes Qualitätsmanagement-System, um Prozesse und Abläufe zu optimieren.
- Fehlende Synchronisation mit der Krankenhausreform: Die Krankenhausreform wurde vor der Notfallreform umgesetzt, wodurch die Schnittstellen zwischen stationärer und präklinischer Versorgung unzureichend abgestimmt sind.
- Hausärztliche Aufgaben: Rettungsdienste werden häufig mit hausärztlichen Tätigkeiten belastet, beispielsweise der Ausstellung von Rezepten oder der Versorgung von Patienten, die eigentlich keinen stationären Aufenthalt benötigen. Oft müssen Patienten dennoch ins Krankenhaus transportiert werden, da dies die einzige Option bleibt.
- Mangelnde Telefonanleitung: Bei lebensbedrohlichen Situationen wie einem Herz-Kreislauf-Stillstand fehlt es an standardisierten Abfragen und klaren Telefonanleitungen, wodurch potenziell lebensrettende Sofortmaßnahmen verzögert oder fehlerhaft durchgeführt werden.
- Einhaltung der Hilfsfristen: Die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen von 12 Minuten Fahrzeit in dicht besiedelten und 15 Minuten in dünn besiedelten Gebieten können nur in wenigen Regionen wie Erfurt eingehalten werden. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für Rettungsdienste im gesamten Bundesland Thüringen dar.
Forderungen nach bundesweiten Standards
Dr. Lang betonte besonders die Notwendigkeit einer einheitlichen und standardisierten Telefonanleitung zur Reanimation. „Eine einheitliche Telefonanleitung zur Reanimation muss nicht nur in Thüringen, sondern bundesweit zum Standard werden“, forderte der erfahrene Notarzt. Er hob hervor, dass eine solche Maßnahme die Überlebenschancen bei Herzstillständen erheblich verbessern könnte.
Fazit
Die Hospitation des MDR beim Rettungsdienst in Jena verdeutlichte, dass das Reformgesetz im Rettungsdienst nicht alle relevanten Bereiche ausreichend abdeckt. Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere bei der Einhaltung der Hilfsfristen, der Entlastung der Rettungsdienste von hausärztlichen Aufgaben und der Implementierung eines standardisierten Qualitätsmanagement-Systems. Die Berichterstattung des MDR leistete einen wichtigen Beitrag dazu, die Öffentlichkeit für diese Probleme zu sensibilisieren und die Dringlichkeit weiterer Reformen zu unterstreichen.